Chronolog - Selbsttäuschung und Zwang
                           (Das Märchen von der hellen Stunde und die Unzulässigkeit der oft genannten Pseudoargumente)


Ob es die Mehrheit ist, die die Sommerzeit befürwortet, ist zu bezweifeln. Die Babys und Kleinkinder wurden bei statistischen Umfragen bestimmt nicht gefragt, falls es solche statistischen Umfragen überhaupt gab. Trotzdem nehmen die meisten Menschen die Zeitverfälschung einfach hin, vielleicht leiden und schimpfen sie ein paar Tage lang und kümmern sich später nicht weiter darum. Und es gibt tatsächlich auch welche, die behaupten, es sei toll, daß es dann im Sommer lange so hell sei, sie fänden daher die Sommerzeit gut. Bewirkt die Sommerzeit ein Wunder, daß es im Sommer eine Stunde länger hell ist? Was für eine unglaubliche Selbsttäuschung!
Im Sommer sind die Tage in unseren nördlichern Zonen ohnehin länger, mit oder ohne Zeitverschiebung. Muß denn die Uhr dabei noch eine Stunde mehr zeigen? Angeblich ja, denn dann müssen die Menschen doch früher aufstehen und haben mehr von dem langen Tag. Müssen denn alle Menschen früher aufstehen, weil es einigen so gefällt? Hindert denn jemand die ersteren daran, auch ohne Zeitverschiebung früher aufzustehen? Natürlich nicht. Aber dann hätte das frühe Aufstehen doch keinen Sinn, da die Arbeit erst später beginnen, die Geschäfte noch nicht offen sein würden usw.; daher muß auch die restliche Welt auf die Zeitverschiebung eingestellt sein und die übrigen, die es vielleicht nicht wollen, dazu gezwungen werden. Was für eine egoistische Denkweise! Und was für eine undemokratische Methode, über das Leben anderer Menschen bestimmen zu wollen!
Ist dieses Märchen von der hellen Sommerzeit, die verbreitete Selbsttäuschung, daß es eine Stunde länger hell ist, tatsächlich wichtiger als all die erwähnten gesundheitsschädigenden Auswirkungen, die Kosten, die Unfälle, die müden leidenden Kinder, die Verwirrung der Menschen? Ja selbst der Tod von derjenigen, die aufgrund der Zeitverschiebung ums Leben gekommen sind? Ist damit der gesamte Zwang, die Zumutung, daß alle Menschen jedes Jahr immer wieder ihre Uhren umstellen, früher als gewohnt aufstehen und all die damit verbundenen Schäden in Kauf nehmen müssen, wirklich gerechtfertigt? Haben die Gesetzgeber überhaupt das Recht, tatsächliche oder vermeintliche private Vorlieben zu regeln? Das sind doch Methoden von Diktatoren, die dem Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Tagesablauf, der Menschenwürde und Unversehrtheit der Person widersprechen. Denn noch mehr als bei der sog. Rechtschreibreform handelt es sich um einen Eingriff in das Leben der Menschen, dem sich fast niemand entziehen kann, in den selbst kleine Kinder, Babys und unsere Tiere, die den scheinbaren Sinn der Sache nicht begreifen können, hineingezogen werden.
Eine demokratische Regierung ist in der Tat nicht berechtigt, den Tagesablauf von Menschen willkürlich und zwangsweise zu verändern, da es eine Grenzüberscheitung in den Privatbereich bedeutet. Vielen Menschen wird überdies durch die Zeitverschiebung direkt oder indirekt, bewußt oder auch unbewußt, Schaden zugefügt. Und keine demokratische Verfassung gestattet es, wegen einer bestimmten Vorliebe, selbst der einer Mehrheit, jemand anderem Schaden zuzufügen, denn dies gilt eindeutig als Unrecht. Darum wäre die Sommerzeit auch dann ein Unrecht, wenn es eine Volksabstimmung über sie gegeben hätte und die Mehrheit sie befürwortete.
Mit den scheinbaren Begründungen für das Weiterbestehen dieser menschenverachtenden unsinnigen Zwangsmaßnahme, die den Biorhythmus vieler Menschen und Tiere aus dem Gleichgewicht bringt, die vielen Millionen von Menschen ohne Grund und Entschädigung zugemutet wird, bringt die politische Prominenz eine unglaubliche Arroganz gegenüber den Interessen von Menschen sowie ihrem gesunden Urteilsvermögen zum Ausdruck. Selbst wenn alle ihre Rechnungen in bezug auf wirtschaftlichen Nutzen und vermeintliche Vorteile aufgehen würden, wird durch solche Pseudobegründungen die Menschenwürde verletzt. Wenn der einzelne Mensch, seine Gesundheit, Unversehrtheit und Freiheit, sein Wohlbefinden und sein Wille nichts wert ist gegenüber irgendwelchen Ziffern in den Statistiken der jeweiligen Beauftragten, die allein von dem dreisten Unsinn profitieren, dann ist der Mensch zum rechtlosen Untertan erniedrigt. Wenn die an ihn gestellten Zumutungen mit wirtschaftlichen Interessen oder sogar nur Vorlieben von jemand anders begründet werden, dann verstößt es überdies gegen Art. 1 GG, der die Gleichwertigkeit aller Menschen postuliert, weil dann das Interesse von jemandem über die Rechte eines anderen gestellt wird. Mehr dazu gibt es noch auf der Homepage der Initiative Sonnenzeit (www.Initiative-Sonnenzeit.de), die sich ebenfalls für die Abschaffung der Sommerzeit einsetzt.
Schließlich meinen viele Menschen, die Sommerzeit sei so unwichtig, daß es nicht lohnt, sich darüber aufzuregen, zu diskutieren oder gar zu protestieren. Diese Einstellung, die irgend etwas für belanglos erklärt, um sich nicht mehr darum kümmern zu müssen, bedeutet aber letztendlich, daß man alles hinnimmt, alles duldet, bis man eines Tages nicht mehr merkt, daß von unserer Freiheit nichts mehr übrig geblieben ist. Sind wir schon so weit?