Restauration des Fernsprechapparates KS 5417 von 1943

 

Telephon im Ausgangszustand

Telephon im Ausgangszustand

Dieses schmucke alte Telephon von 1943 habe ich bei Ebay als defekt für wenig Geld ersteigert, in der Hoffnung, es restaurieren zu können, wobei hier unter „restaurieren“ nicht das historisch korrekte Wiederherstellen des (mir ohnehin unbekannten) Ausgangszustandes verstanden werden sollte. Vielmehr war mein Ziel, das Telephon mit etwas Geschick und Glück auf einer modernen Telephonanlage funktionstüchtig zu machen.

Etwas Nachsicht erbitte ich, was die miserable Bildqualität angeht. Da ich zeitweilig meinen Photoapparat nicht auffinden konnte, mußte ich auf die integrierte Kamera meines Mobiltelephons zurückgreifen, welche nicht gerade das Gelbe vom Ei ist.

Auch stand ich bei der Restauration etwas unter Zeitdruck, da das Telephon ein Geburtstagsgeschenk werden sollte, weshalb ich einiges teilweise etwas abgekürzt habe, wofür ich mir sonst etwas mehr Zeit genommen hätte. An vielen Stellen kann man einiges besser machen, aber man sollte ja die hehren Götter nicht dadurch erzürnen, daß man zu perfekt ist. ;-)

Zum Fabrikat

Der Hersteller war mir (und dem Verkäufer des Telephons) vollkommen unbekannt und im Internet habe ich zunächst zu diesem Modell nichts brauchbares gefunden. Auf der Rückseite des Telephons stehen die ineinander verschlungenen Buchstaben KS bzw. SK. Das Mikrophon und der Lautsprecher trugen das Emblem von Siemens & Halske. Die deutschen Schaltpläne und Prüfzeichen im Inneren verrieten, daß es sich um ein echt TEUTSCHES Fabrikat aus dem Jahre 1943 handelt. Ich habe bei Siemens im Archiv wegen des Herstellers nachgefragt, allerdings konnten sie mir auch nicht sagen, für wen oder was „KS“ steht.

Der merkwürdige, offenbar standardisierte Stecker ließ mich etwas stutzen, da es soetwas meiner Meinung nach in Deutschland erst seit den 80ern mit Einführung des TAE-Steckers gab. Tatsächlich handelt es sich um ein österreichisches Fabrikat der Firma Kapsch & Söhne. Auf http://www.telephonmuseum.at/ habe ich ein schönes Photo gefunden, wie das Telefon ursprünglich aussah.

Wofür die weiße Taste war, wußte ich zunächst auch nicht, aber es handelt sich um eine Wiener „Amtsrufstaste“, was bedeutet, daß man mit dieser Taste Gespräche nach außen, d.h. „über das Amt“ (gemeint ist das Postamt, welches die Vermittlung übernahm) führen konnte. Beim Drücken der (Erd-)Taste wird die a-Leitung mit der Erdleitung verbunden, was von der hauseigenen Telephonanlage (im Amtsjargon „Nebenstelle“ genannt) ausgewertet und dann eine Verbindung nach außen aufgebaut wurde („Amtsholung“). Im Gegensatz dazu konnte man wohl „interne“ Gespräche führen, ohne die Amtsholtaste betätigen zu müssen. Wer genaueres weiß, darf mich gerne eines besseren belehren. :)

Der Telephonhörer ist übrigens aus Bakelit, das Gehäuse vermutlich lackierter Stahlguß. Die Gabel war wohl vollständig aus Bakelit, zumindest sieht es auf den Bildern, die ich fand, so aus.

Zum Zustand

Der Zustand war insgesamt gut; die Wählscheibe schien zumindest gut zu laufen. Was allerdings offensichtlich fehlte, war die Gabel zum Aufhängen. Man konnte das Telephon quasi nicht aufhängen, sei denn man hält den Stummel, der noch von der Gabel übrig geblieben war, gewaltsam im aufgelegten Zustand. Mir kam sofort die Idee, eine neue Gabel aus Holz herzustellen.

Wie gut es um das Innenleben wirklich stand, wußte ich nicht, aber ich hoffte natürlich, daß da möglichst wenig gemacht werden müsse.

Die Kabel sahen zwar noch funktionstüchtig aus, allerdings war die textile Ummantelung aufgescheuert. Und der Stecker war noch vorsintflutlich und außerdem aus Österreich, sah aber aus, als könne man ihn auf TAE umbauen.

Die guten Vorsätze

  • Anschlußkabel auf TAE umbauen
  • Hörergabel aus Holz bauen und schwarz lackieren

  • Hörerkabel durch geringeltes „Schweineschwanz“-Kabel ersetzen

  • evtl. die Wählscheibenmitte mit einem runden Glas schmücken

  • evtl. Mikrophon- und Hörerkapsel ersetzen
  • Gerät reinigen, vielleicht mit einem Wachs versiegeln und glänzend machen

Instandsetzung

Herstellen der neuen Hörergabel

Bakelitreste an der Drehachse

Bakelitreste an der Drehachse

Ursprünglich war die Bakelitgabel auf einem Stück Metall mit rauher Oberfläche aufgeklebt bzw. das Metallstück in den Kunststoff eingelassen. Das Gewicht des Hörers drückt mit einem bestimmten Hebelarm auf die Gabel und erzeugt ein Drehmoment um den Drehpunkt, was dazu führt, daß im Inneren ein Kontakt geschlossen wird und das Telephon aufgehängt wird. Soweit die komplizierte Erklärung für einen einfachen Sachverhalt. ;-)

Übrigens gab es an der Stelle, wo jetzt lediglich ein Loch im Gehäuse zu sehen ist (siehe oberes Bild) eine Art Tragegriff, ebenfalls aus Bakelit. In Anbetracht des nicht ganz unbeträchtlichen Gewichts von über zwei Kilogramm erscheint mir das etwas merkwürdig.

Zunächst galt es, die Bakelitreste der ursprünglichen Gabel zu entfernen; mit einem Schraubenzieher und etwas zärtlicher Gewalt gelang das auch recht problem- und auch restlos. Dabei stellte ich fest, daß die Enden der zylindrischen Stümpfe für die Gabel Messingschrauben sind, was ich mir bei der Befestigung meiner eigenen Gabel zunutze machen wollte, indem ich statt des ursprünglichen Formschluß einen Kraftschluß zur Befestigung bemühen wollte, was jedoch nicht gut funktionierte, da bei festerem Anziehen der Schrauben die Gabel gegen das Gehäuse gedrückt wurde und nicht mehr zu bewegen war.

Vermessung der Kupplung

Vermessung der Kupplung

Ich vermaß den Durchmesser des rauen Metallstücks, welches als Kupplung zwischen der Gabel und der Achse dient: etwa 10 mm. Die tragende Breite war ca. 7 mm, entsprach also etwa der Dicke meiner Holzplättchen, welche ich mir aus Resten zusammengesucht hatte.

In die Hölzchen bohrte ich jeweils ein 10 mm großes Loch und probierte etwas herum, wie ich sie am besten auf der Achse befestigen könne. Statt meines geplanten Kraftschlusses habe ich die Kupplung in das Holz hineingepreßt, was auf Anhieb bemerkenswer gut hielt. Mit Hilfe zweier Unterlegscheiben aus der Restekiste und der Messingschrauben gelang es dann recht gut, die Hölzer auf der Achse zu befestigen. Eine der Unterlegscheiben mußte vorher von einer vorhandenen Gummierung befreit werden, das geschah ganz fachmännisch und macgyvermäßig mit einem schweizer Offiziersmesser. :)

Im unterstehenden Bild sieht man die Idee des Ganzen, einmal links betriebsbereit und rechts im aufgehängten Zustand.

 

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