Sommerzeit gab es in Deutschland in den Jahren
1916-1918 und 1940-1949, 1947 sogar noch eine Hochsommerzeit
(Zeitverschiebung um 2 Stunden), also in Kriegszeiten und in den Jahren
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. In Friedenszeiten zwischen 1919
und 1939 sowie zwischen 1950 und 1979 gab es keine Sommerzeiten. Das
bedeutet, daß es sich bei der Sommerzeit um eine
Ausnahmeregelung, eine Art Ausnahmezustand in besonders
schwierigen Zeiten handelt, im Krieg oder in Notzeiten nach dem Krieg,
der nur durch die besonderen Umstände gerechtfertigt werden
könnte. Bezeichnend dafür ist auch der Umstand, daß nur
kommunistische Länder, die Sowjetunion und China, aber nicht die
west- und mitteleuropäischen Länder (zumindest bis 1979) eine
solche Regelung für nötig hielten. Offensichtlich glaubte man
1980, als die Sommerzeit erneut eingeführt wurde, daß die
Nachwirkung der Ölkrise 1973 auch eine Art besonderen Umstand
bedeutet. Begründet wurde diese Maßnahme durch die Anpassung
an Nachbarländer, die sie schon früher eingeführt
hatten, sowie durch eine bessere Nutzung des Tageslichts, mit der man
sich Energieersparnis erhoffte (Angaben über frühere Sommerzeiten siehe
Physikalisch-Technische Bundesanstalt).
Die Erwartungen haben sich nicht erfüllt, im Gegenteil: Nach den
Erkenntnissen des Bundesumweltamtes wird zwar während der
Sommerzeit abends elektrisches Licht gespart, dafür aber in den
kalten Monaten (März, April, Oktober) morgens mehr geheizt, so
daß damit sogar mehr Energie verbraucht wird. Alle übrigen
Ergebnisse der Sommerzeitbilanz, wie die
Auswirkungen
der Zeitverschiebung auf die Gesundheit der Menschen, die periodisch
auftretenden Probleme, die mit der Umstellung verbunden sind, und die
Unfallraten, sind negativ.
Dennoch halten die EU-Parlamentarier und die deutschen Politiker an der
bestehenden Regelung fest, und zwar mit ganz absurden Argumenten wie
„höheres Sicherheitsempfinden der Bevölkerung“, „höherer
Freizeitwert“ sowie Harmonisierung innerhalb der Union, von denen
einzig das letzte nachvollziehbar ist, allerdings wegfiele, wenn man
sich einigte, die Sommerzeit in ganz Europa endlich abzuschaffen. Warum
besteht man also weiterhin auf dieser offensichtlich sinnlosen ja
sinnwidrigen Maßnahme so viele Jahre lang? Wo bleibt der gesunde
Menschenverstand und die soziale Verantwortung derjenigen, die trotz
aller nachweisbaren Schäden darauf bestehen, daß es besser
sei, diese Regelung aufrechtzuerhalten als aufzuheben?
Die Antwort lautete vor ein paar Jahren noch etwa so, daß die
Sommerzeitregelung zwar keine Energieersparnisse, dafür aber
höhere Umsätze für die Touristikbranche
gewährleiste. Die Gastronomie und der Fremdverkehr sollen
angeblich davon profitieren. Wie soll das vor sich gehen? Buchen die
Leute mehr Auslandsreisen etwa deshalb, weil ihre Uhr eine Stunde mehr
zeigt? Konsumieren sie mehr in den Gaststätten, weil es auf der
Uhr später ist, als es eigentlich sein sollte? Da wäre eher
das Gegenteil einleuchtender, indem man sich vielmehr nach Hause
beeilt, weil es bereits so spät ist, obwohl es noch hell ist
(abgesehen davon, daß die Sommernächte wegen der Hitze am
Tage an sich begehrt sind und daß die Bierkneipen ohnehin –
aufgrund von anderen Reglementierungen – um 22,00 Uhr schließen
müssen). Es wird damit argumentieret, daß die Menschen es
gut finden, daß es abends lange hell ist, und daher länger
wach bleiben – als täten sie es nicht, wenn die Uhr eine Stunde
weniger zeigte. Dann gingen sie zur gleichen Zeit nämlich eine
Stunde „früher“ ins Bett. Also gehen die Menschen später
schlafen, weil die Uhr eine Stunde später zeigt, oder glauben sie
wirklich daran, daß die Umstellung der Uhr etwas an den
Jahreszeiten ändern kann, die Umlaufbahn der Erde beeinflußt
und die Tage tatsächlich verlängert?
Doch wenn dem auch so wäre, daß die Sommerzeitregelung die
Touristikbranche tatsächlich förderte, ist es Aufgabe der
Gesetzgeber und der zuständigen Behörden, die Umsätze
der Touristikbranche zu steigern? Sind diese Umsätze wichtiger als
die Gesundheit und normales Zeitempfinden von Millionen von Menschen?
Es schien der Fall zu sein, da niemand dagegen protestierte. Und die
Sommerzeit wurde nicht aufgehoben, sondern im Gegenteil um einen
weiteren Monat verlängert. Sie endet nun nicht mehr im September,
sondern im Oktober, damit wahrscheinlich noch mehr Energie verbraucht
wird, da ja im Oktober schon geheizt wird.
Gibt es überhaupt noch eine Erklärung, warum man die
Sommerzeit nicht endlich abschafft? Als letzten Grund für die
Aufrechterhaltung der periodischen Zeitverschiebung wird heute nur noch
angegeben, daß die Mehrheit der Bevölkerung den in die
Helligkeit verlagerten Tagesablauf begrüßt. Der letzte Grund
sind daher nur noch private Vorlieben der Bevölkerung. Eine
traurige Bilanz einer sinnlosen Maßnahme, die als Notstand
begonnen hatte und nicht abgeschafft werden kann, weil sie angeblich
der Bevölkerung zur Gewohnheit oder Vorliebe geworden ist.
Oder bleibt man dabei einfach nur deshalb, weil Institutionen
etabliert wurden, die für die Regelung zuständig sind und mit
ihrer Abschaffung auch ihre eigenen Stellen beseitigen würden? Das
scheint in der Tat der Fall zu sein, als alle anderen Vorwände als
kontraproduktiv und schädlich nachgewiesen wurden. Denn die
Beseitigung einer etablierten Einrichtung, die auf einer suggerierten
und nun allgemein verbreiteten
Selbsttäuschung,
dem Märchen von der hellen Stunde, und auf institutionellen
Zwang
beruht, bedeutete selbstverständlich auch freiwilligem
Machtverzicht der Verantwortlichen. Obwohl es sich nur um eine
vorgetäuschte Macht über die Zeit handelt, indem man
Uhren hin und her verschiebt und damit einen Einfluß auf den
natürlichen Ablauf der Jahreszeiten und den Sonnenstand der
verdummten oder resignierten Bevölkerung suggeriert , so ist diese
Macht zumindest in bezug auf den Zwang über die Menschen real. Und
je sinnloser eine erzwungene Maßnahme ist, desto mehr Macht kann
man dadurch offenbaren. Was für eine erbärmliche Art!
Soll es heißen, daß dieser etablierte Notstand niemals
abgeschafft wird? Das scheint wohl die Absicht der zuständigen
Behörden und des EU-Parlaments zu sein. Sie haben ja schon die
künftigen Verschiebungen der kommenden Jahre eingeplant. Das
Hoffen auf Vernunft und Einsicht scheint somit vergeblich, wenn eine
Regelung zum Selbstzweck und der irregeleiteten Bevölkerung zur
Gewohnheit geworden ist.
Uns nicht. Wir warten auf die
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